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Die Sommer unserer Zukunft

Wir befinden uns im Jahr 2022, aber es fühlt sich an wie 2050.

Ich habe den Überblick verloren, die wie-vielte Hitzewelle es gerade ist. In guten Wochen sinkt die Temperatur nachts unter 20 Grad, in schlechten Wochen sind es auch nachts 25 Grad. Unsere Wohnung wird zur Höhle, weil wir versuchen, die Sonnen-Einstrahlung zu minimieren - und trotzem sind es innen gerade fast 29 Grad.

Vor kurzem habe ich bei Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Weltraumorganisation und der Europäischen Kommission, ein Satellitenbild gesehen, das ebenso beeindruckend wie verstörend ist. Es ist das “Image of the Day” vom 11. August und Copernicus schreibt dazu:

A new heatwave, the fourth since the beginning of June 2022, is ongoing in central and western Europe.

According to the national weather services, air temperatures between 9 and 14 August could again exceed 44°C in Spain, 40°C in France, 35°C in the south of the United Kingdom and 30°C in the Netherlands.

Auf dem Bild fällt auf, wie weite Teile Frankreichs und im Süden Englands schlichtweg vertrocknet sind. Es gibt einzelne grüne Flecken, aber weite Teile sind braun und trocken.

Satelliten-Aufnahme von Frankreich
Eine Satelliten-Aufnahme vom 9. August 2022 zeigt, wie weite Teile Frankreichs ausgetrocknet sind. Credit: European Union, Copernicus Sentinel-3 imagery

Man kann auf dem Bild den Genfer See am rechten unteren Bildrand erkennen, wo ich lebe. In den nahen Alpen gibt es noch vereinzelt Schnee, doch im Tal zwischen Alpen und Jura, in dem auch der See liegt, ist besonders das westliche Ufer sehr trocken. Natürlich fällt dies auch im Alltag auf: Die Pflanzen in den Parks werden seit Wochen bewässert. Morgens werden kleine Rasensprenger aufgestellt, die für kleine grüne Inseln in ihrem Einzugsbereich sorgen - aber der Effekt ist nur vorübergehend und die Stellen trocknen schnell wieder aus.

Als ich meiner Freundin am Frühstückstisch das Satellitenbild gezeigt habe, war ihr erster Gedanke, dass es aussieht wie Luftbilder von New Mexico. Nur: Dort und im benachbarten Arizona ist die Chihuahua-Wüste, die bis nach Mexiko reicht. Wenn man die Satellitenbilder vergleicht, ist erschreckend, wie wenig Unterschiede es zwischen den beiden Aufnahmen aus Amerika und dem Süden der USA gibt.

Satelliten-Aufnahme von New Mexico, Arizona und dem Norden Mexikos
Satelliten-Aufnahme von New Mexico, Arizona und dem Norden Mexikos Credit: NASA EarthData

Seit einigen Tagen gibt es auf Twitter ein Bild des Loire-Tals bei Nantes, das größtenteils ausgetrocknet ist und in dem die Loire selbst eher einem Rinnsal gleicht. Sind das die Sommer unserer Zukunft?